Traumatherapie
Was bedeutet Trauma?
Bevor man die Traumatherapie beschreibt ist es unabdingbar zu definieren was man als Trauma bezeichnet. Das Wort Trauma stammt aus dem Griechischen und bedeutet Verletzung. Nach dem Kanadischen Traumaspezialisten Gabor Maté ist Trauma nicht was einer Person zustößt, sondern was in ihr passiert als Folge dessen was ihr zugestoßen ist.
Es wird in der Literatur zwischen zwei Arten von Traumata unterschieden:
1. Monotraumata
Ereignisse, die zu einem Monotrauma oder Schocktrauma führen können, sind z.B. Unfälle, Naturkatastrophen, Kriegserlebnisse, Terroranschläge, Vergewaltigung, plötzlicher Verlust einer nahestehender Bezugsperson, Diagnosestellung einer lebensbedrohlichen Erkrankung etc.
2. Komplexe Traumata
Zu Entwicklungstraumata bzw. Komplextraumata können mehrfach auftretende Ereignisse in der Kindheit / im Erwachsenalter führen wie z.B. psychische, körperliche, sexualisierte Gewalt sowie anhaltende Vernachlässigung oder Parentifizierung etc.
Traumafolgestörungen und Symptomatik
Menschen, die gleiche traumatische Ereignisse erlebt haben, reagieren auf unterschiedlicher Art und Weise darauf. Nur einige davon werden eine Traumafolgestörung entwickeln. Die Traumafolgestörungen, die vorkommen können unterteilen sich in:
-
Akute Belastungsstörung
-
Posttraumatische Belastungsstörung PTBS
-
Komplexe Traumafolgestörung kPTBS
-
Anpassungsstörung
-
Dissoziative Störungen
Die Symptomatik der PTBS wird als Trauma-Trias zusammengefasst:
-
Übererregung/Bedrohungserleben (Hypervigilianz)
-
Wiedererleben (Flashbacks, Intrusionen)
-
Vermeidung
Bei komplexen Traumafolgestörungen kommt es zu den drei obengenannten Symptomen und zusätzlich zu:
-
Selbstorganisationsstörung
-
Affektregulationsstörung (Schwierigkeiten mit vehementen Gefühlen umzugehen)
-
Interpersonelle Interaktionsstörung (Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen)
Es kann zu verschiedenen weiteren Symptomen bzw. Komorbiditäten kommen wie: Schlafstörungen, Erschöpfung, chronische Schmerzen, Panikattacken, innere Unruhe, Scham- und Schuldgefühle, Essstörungen, Suchtverhalten etc.
Was ist das Ziel der Traumatherapie?
Ziel der Traumatherapie ist es, die traumatische Ereignisse zu verarbeiten und zu integrieren, sodass die Symptomatik deutlich zurückgeht bzw. ganz verschwindet. Nach der Traumatherapie sollte sich die betroffene Person in der Lage sehen, ein erfüllendes Leben neuzugestalten und zu führen.
Wie läuft eine Traumatherapie ab?
Es werden unterschiedliche Methoden angewendet und auf die individuellen Bedürfnisse der Klient*innen zugeschnitten. Die Traumatherapie wird in 3 Phasen eingeteilt:
-
Stabilisierung
-
Traumaverarbeitung
-
Integration
Stabilisierungsphase
In der ersten und längsten Phase der Traumatherapie steht im Vordergrund: die Herstellung einer sicheren Umgebung (äußere Sicherheit), damit keine weiteren Traumatisierungen stattfinden, sowie die Herstellung eines Sicherheitsgefühls (innere Sicherheit). Zunächst werden die Therapieziele gesetzt, die Therapeutin baut eine vertrauensvolle Beziehung zu den Klient*innen auf und es findet die notwendige Psychoedukation statt, bei der sie die nötigen Informationen zu Symptomen und Ursachen sowie zur Behandlung enthalten. Es wird in dieser Phase auch deutlich gemacht, dass psychische Reaktionen nach einem extremen traumatischen Ereignis ganz normal / verständlich sind. Weiterhin lernen die Klient*innen mit unterschiedlichen Techniken mehr Kontrolle über ihre Symptomatik zu erlangen und mit ihrem Alltag besser zurecht zu kommen. Konkret erlernen sie mit vehementen Gefühlen (Übererregung), Wiedererleben (Flashbacks) und Vermeidungsverhalten umzugehen. Grundlegend sind dabei die Selbstwahrnehmung, das Arbeiten an dem Selbstwertgefühl, die Ressourcenaktivierung, das Erlernen von Achtsamkeits- und Entspannungsübungen und die Stärkung der Selbstwirksamkeit. Die Erfahrung, dass sie Einfluss auf die eigenen Symptome haben können, indem sie Entspannungs- bzw. Imaginationsübungen (Wohlfühlort) in der Therapie aber auch im Alltag einsetzen, kann dazu führen, dass sie sich immer kompetenter fühlen. Das Ziel der therapeutischen Arbeit in dieser wichtigen Phase ist ein Gegengewicht aufzubauen zu dem traumatischen Material, welches erst in der zweiten Phase aufarbeitet wird.
Traumaverarbeitungsphase
Erst wenn Klient*innen ausreichend psychisch stabil sind und sich zu diesem Schritt bereit fühlen, findet in der zweiten Phase die eigentliche Verarbeitung der traumatischen Ereignisse und deren Folgen. Es kommt normalerweise zum Pendeln zwischen Stabilisierungsübungen und der Traumaverarbeitung durch diverse Techniken wie Bildschirmtechnik, BASK Modell, EMDR etc. Das Ziel ist die impliziten Erinnerungen an die traumatischen Ereignisse, die Gefühle (Wut, Trauer), Gedanken (Schuld), Körperempfindungen zu bearbeiten, sodass sie im Gedächtnis nicht mehr als Bruchstücke gespeichert sind. Nur dann kann in der nächsten Phase das schreckliche und nicht mehr rückgängig zu machende traumatisierende Erlebnis als Teil der eigenen Biografie integriert werden. Es kann dazu führen, dass sich Klient*innen nicht mehr als Opfer sondern als Überlebenden sehen, was ihr Selbstwertgefühl stärkt.
Integrationsphase
In der dritten abschließenden Phase, der Integrationsphase, werden die traumabezogenen Erinnerungen in die übrigen Lebenserfahrungen integriert. Die Klient*innen leisten in dieser Phase auch Trauerarbeit, denn ihr Leben hat sich nach dem Trauma meist sehr verändert. Es müssen daher neue Bewältigungsstrategien sowie soziale Fähigkeiten erlernt bzw. trainiert werden. Außerdem werden weitere Themen behandelt wie Beziehungs- oder Arbeitsprobleme und die Klient*innen lernen wie sie mit einer Symptomenrückkehr umgehen könnten. Die letzte Phase der Traumatherapie lässt Raum für Neubewertung des eigenen Lebens und Gestaltung von neuen Lebensperspektiven in der Zukunft.
Welche Art von Traumatherapie biete ich an?
Mein traumatherapeutischer Ansatz ist integrativ und basiert auf unterschiedliche Methoden wie die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie nach Dr. Luise Redemann, die Behandlung chronischer Traumatisierung und struktureller Dissoziation nach Ellert Nijenhuis, die Polyvagaltheorie nach Dr. Stephen Porges, die Traumatherapie nach Bessel van der Kolk und EMDR nach Francine Shapiro um einige zu nennen.